24 Jul
24Jul

Zwei machtvolle Heilmittel. Welches ist besser?

von Prof. Dr. med. Alfred Witzmann

Was ist Meditation?

Meditation leitet sich vom lateinischen Begriff meditare ab. Das heisst Nachdenken über etwas, sinnen, planen und ist somit irreführend. In der Meditation wollen wir nämlich das genaue Gegenteil, nämlich über nichts nachdenken, nicht planen, die Gedanken ausschalten. Dazu gibt es verschiedene Techniken oder „Meditationsschulen“. Das Bewusstsein wird bei den fernöstlichen Arten der Meditation möglichst beiseite geschoben. Der Fortgeschrittene kann es ganz ausblenden.

Arten von Meditation

Bei der Mantrameditation konzentriert sich die Meditierende auf  einen bestimmten Gegenstand oder ein bestimmtes Wort. Am berühmtesten ist das Wort OM. Das soll der Urlaut des Universums sein.  Man kann dieses Wort denken oder summen. Es kommt dabei zu einem Vibrieren des Gaumens. 

Die Vipassana Meditation gibt es schon seit 2500 Jahren. Sie entstand ursprünglich in Indien. Im Sitzen denkt der Meditierende an nichts, konzentriert sich auf seinen Atem und lässt seinen Geist zur Ruhe kommen. Dies klingt recht einfach, ist es aber nicht Es gehört enorm viel Selbstdisziplin dazu, diese Meditationsform regelmässig und lange genug durchzuführen, um Effekte zu erreichen. Unterbrochen wird das Sitzen durch Perioden von Gehmeditationen. Dass dabei Gedanken aufkommen, lässt sich zumindest zu Beginn nicht verhindern. Man darf sich gegen diese Gedanken nicht wehren, sie weder positiv noch negativ beurteilen. Man lässt sie vorbei ziehen wie Wolken am Himmel. 

Die wesentlich bekanntere Zenmeditation ist dem Vipassana ganz ähnlich. Man sitzt ebenfalls, konzentriert sich auf seinen Atem oder – in fortgeschrittenen Stadien – auf nichts und lässt seinen Geist ebenfalls zur Ruhe kommen. Auch hier gibt es eine Form, die im Gehen ausgeübt wird, das sogenannte Kinhin. Das allerhöchste Ziel von Zen besteht darin, nicht einmal mehr das Nichts zu denken, also eine Schau hinter die „Zehntausend  Dinge“, also hinter alles, was existiert. Diese Schau nennt man Erleuchtung, bedeutet allerletzte Erkenntnis und ist mit sprachlichen Mitteln nicht zu beschreiben. Buddha hat als erster Erleuchtung erlangt. Sicher ist, dass Normalsterbliche nur äusserst selten in den Genuss der Erleuchtung kommen dürften. 

In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat die Achtsamkeitsmeditation nach Jon Kabat Zinn die grösste Bedeutung erlangt. Auch hier geht es darum, den Geist zur Ruhe kommen zu lassen. Dies gelingt, indem man den gegenwärtigen Augenblick bewusst wahrnimmt und Vergangenheit und Zukunft ausblendet. Der Achtsamkeitsübende befindet sich also total im Hier und Jetzt. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Formen der Meditation hat die Achtsamkeitsmeditation keinerlei spirituelle Ambitionen. Weltweit bekannt ist die Achtsamkeitsmeditation unter dem Begriff MBSR (Mindfulness-Based  Stress Reduction).  Begründet wurde die MBSR durch den amerikanischen Molekularbiologen Jon Kabat Zinn. Das Prinzip besteht darin, dass man sich auf ein unscheinbares Objekt des Alltags ganz und gar konzentriert. Berühmt wurde beispielsweise, eine Rosine in die Hand zu nehmen, sich ganz und gar auf sie zu konzentrieren, dann in den Mund zu nehmen und wiederum ganz langsam zu verzehren, indem man sich wiederum ganz und gar auf ihren Geschmack, ihre Konsistenz und was auch immer konzentriert. Das hilft Stress abzubauen und bei chronischen Schmerzen. Auch das Immunsystem soll dadurch gestärkt werden. Da Kabat Zinn ein renommierter Wissenschafter ist und an der bedeutenden Massachusetts Medical School in Worcester bis zu seiner Emeritierung tätig war, legte er grossen Wert auf eine wissenschaftliche Bestätigung seiner Kreation, was ihm offenbar auch gelang.

Was ist Hypnose? 

Es gibt viele, zum Teil recht komplizierte  Definitionen von Hypnose. Meines Erachtens gibt es aber eine ganz einfach verständliche Definition: Hypnose ist der Zugriff auf das Unterbewusste, um positive Veränderungen zu bewirken. Ähnlich wie bei der Meditation wollen  wir auch in der Hypnose das Bewusstsein weit zur Seite schieben, um direkten Zugang zum Unterbewusstsein zu erhalten. 

Um einen therapeutisch wirksamen Zugriff auf das Unterbewusste zu erreichen, ist ein spezieller Zustand, der sogenannte Somnambulismus, besser bekannt als Trance, erforderlich. Durch bestimmte Techniken kann ein Hypnosetherapeut diesen Zustand herbeiführen. 

Da das Unterbewusste zumindest 95% unserer Persönlichkeit ausmacht, liegt dort der Schlüssel für so ziemlich alles, was unser Leben betrifft. Ob wir gesund sind oder krank, ob wir ein psychisch „normales“ Leben führen können oder ob wir von Selbstzweifeln, Ängsten oder Depressionen geplagt sind. Ob wir Süchten verfallen oder ob wir ohne sie das Leben bewältigen können. Was uns befähigt, mit Stress umzugehen, wie stark uns Traumen zusetzen. Ob uns Emotionen überwältigen oder ob wir eher mit kühlem Verstand an Probleme herangehen.  All dies und noch mehr ist im Unterbewusstsein abgespeichert und kann durch Hypnose verändert werden. Ja, es ist tatsächlich so: Hypnose kann ein Leben verändern.

Arten von Hypnose 

Nach der Art des Umgangs mit dem Unterbewussten kann man zwei Arten von Hypnose unterscheiden.  

Indirekter Zugang 

Beim indirekten Zugang wird „sanft“ mit dem Unterbewusstsein umgegangen. Diese Art von Hypnose wurde von Milton Erickson etabliert. Erickson gilt vielen als der bedeutendste Hypnosetherapeut des 20. Jahrhunderts mit vielen Schülern in der ganzen Welt. Dabei werden die Probleme, weswegen die Hypnose durchgeführt wird, nicht immer direkt angesprochen, Es wird hier sehr viel mit Metaphern gearbeitet. Beispielsweise kann ein Baum, der fest mit seinen dicken, langen Wurzeln in der Erde verankert ist, das Unterbewusste „indirekt“ auffordern, sich besser zu erden, den Stürmen des Lebens zu trotzen wie seine weichen und trotzdem kraftvollen  Äste, die sich im Winde biegen, aber nicht brechen und sich nach dem Sturm wieder unbeschadet aufrichten. Es gibt natürlich unzählige Metaphern. Das Problem dabei ist, dass für jeden Klienten ein „massgeschneidertes“ Hypnoseprogramm erarbeitet werden muss. Da das Unterbewusste oft auch nicht gleich „versteht“, was genau die Metapher bedeuten soll, sind meist recht viele Sitzungen erforderlich, um dem Unterbewussten auf die Sprünge zu helfen und ein gutes Ergebnis zu erzielen. Da die Erfindung der Metaphern viel Talent und Kreativität des Hypnosetherapeuten erfordert, hängt auch viel vom literarischen Talent des jeweiligen Therapeuten ab. Da von den Krankenkassen die Hypnosetherapie leider nicht bezahlt wird, können viele Sitzungen auch zu einem Problem für die Klienten werden. Alles in allem ist aber die indirekte Hypnosetherapie nach Erickson eine wirksame Methode, um positive Veränderungen für den Klienten zu erreichen. 

Direkter Zugang 

Beim direkten Zugang arbeitet man nicht mit Metaphern, sondern geht nach Herstellung eines tiefen Somnambulismus über die negative Emotion, die mit dem Problem des Klienten vergesellschaftet ist, direkt auf das Unterbewusste ein. Damit kann das Problem, das später zum Symptom geführt hat, aufgedeckt und neutralisiert werden. Natürlich kann das Problem auch mit einschlägigen positiven Suggestionen angegangen werden. Dies wird auch oft gemacht und reicht bei leichteren Fällen vielfach auch aus. Bei schwerwiegenden Problemen ist es aber notwendig,  im Rahmen einer  Regression  das ursächliche Ereignis zu identifizieren. Es nur zu identifizieren, würde aber nicht genügen. Natürlich muss dann auch die krank machende Wirkung neutralisiert werden. Der englische Fachausdruck lautet: Regress to cause and fix it. 

Mit dieser Methode sind  weniger Sitzungen erforderlich. Es kann auch geschehen, dass mit nur einer Sitzung das Problem gelöst werden kann. Ausserdem folgt diese  Art der Hypnose einem streng definierten, reproduzierbaren Ablauf.  Das bedeutet, dass man auch ohne spezielle Talente oder literarische Begabung diese Art von Hypnose erlernen kann. Ausserdem belastet sie das Konto der Klienten wegen der überschaubaren Zahl von notwenigen Sitzungen weniger. 

Entwickelt wurde diese direkte Art der Hypnose vom amerikanischen Hypnosetherapeuten Dave Elman, ebenfalls im 20. Jahrhundert und war ursprünglich nur in den Vereinigten Staaten vertreten. Sein Schüler Gerald Kein hat sie dann weiter entwickelt und OMNI Hypnose benannt. Der Schweizer Hansruedi Wipf hat OMNI Hypnose dann von Gerald Kein übernommen und eine OMNI Hypnoseakademie daraus gemacht. Diese ist mittlerweile ebenfalls in der ganzen Welt vertreten. Die strenge Reproduzierbarkeit der Vorgangsweise hat dazu geführt, dass die OMNI Hypnoseakademie bislang die einzige Hypnoseausbildungsstätte ist, die eine ISO Zertifizierung vorweisen kann. ISO Zertifizierung bekommen lediglich Institutionen, die reproduzierbare Abläufe mit reproduzierbaren Ergebnissen vorweisen können.

Meditation und Hypnose: Der Vergleich 

Es ist unbestreitbar, dass beide Methoden grosse  Wirkungen auf die psychische und körperliche Gesundheit der Menschen haben. 

Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass es in der Regel lange dauert, um meditative, hypnoseähnliche Zustände zu erreichen. Bei der Hypnose wird dieser Zustand vom Hypnosetherapeuten viel schneller beim Klienten erreicht. Ein weiterer wichtiger Unterschied besteht darin, dass wir mit Hypnose immer ein bestimmtes Problem, das den Patienten beschäftigt, angehen. Zumindest die fernöstlichen Meditationsarten sind „ziellos“, gehen somit kein bestimmtes Problem an. Das gilt letzten Endes auch für die westliche Achtsamkeitsmeditation von Kabat Zinn. Hier wird zwar durch gezielte Schulung der Achtsamkeit und Konzentration auf das Hier und Jetzt  eine gesamthaft heilende Wirkung erzielt. Ein spezifisches Problem, wie beispielsweise eine Spinnenphobie, kann damit aber nicht behandelt werden. Mit Hypnose sehr wohl. 

Weiters muss Meditation regelmässig über einen langen Zeitraum, oft sogar in Gruppen, durchgeführt werden, um gesamthaft eine allgemeine positive Veränderung herbei zu führen. Mit Hypnose geht das viel schneller, sogar bei der zeitaufwendigen Ericksonmethode und erst recht bei der Methode nach Dave Elman.  

Prof. Dr. med. A. Witzmann: "Hypnose ist das Beste, was ich je gelernt habe!"

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