Die Art und Weise wie Übergewichtige ihre Essgewohnheiten beschreiben, ist mannigfaltig:
„ich esse doch gar nichts und nehme trotzdem ständig zu“. „Immer wenn ich Frust habe, esse ich. Ich habe ja sonst nichts vom Leben“. „Mein Mann ist schuld, dass ich so dick bin. Er ärgert mich ständig. Dann muss ich einfach essen, um das zu verkraften“. „Ich muss den ganzen Tag an Essen denken“ oder „Manchmal überfällt es mich einfach. Ich muss dann alles in mich hineinstopfen, bis ich nicht mehr kann. Dabei habe ich oft nicht einmal besonderes Verlangen nach Essen. Es überkommt mich einfach. Nachher fühle ich mich elend“.
Es ist allgemein bekannt, dass Übergewicht sehr schädlich für die Gesundheit ist. Es verursacht viele Krankheiten. Arteriosklerose (Arterienverkalkung) tritt im Gefolge von Übergewicht gehäuft auf. Durch die Arteriosklerose wiederum werden Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigt. Übergewichtige Menschen haben auch ein vielfach erhöhtes Risiko für Krankheiten wie Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ II), Krebs (vor allem Dickdarmkrebs), Bandscheibenschäden, Knie-und Hüftgelenksarthrosen und nicht zuletzt ein deutlich erhöhtes Risiko, vorzeitig zu sterben.
Neben genetischen Faktoren können körperliche Erkrankungen wie Unterfunktion der Schilddrüse, Tumore der Zirbeldrüse (Hypophysenadenome) und Nebennierentumore für Übergewicht verantwortlich sein. Dies ist aber selten der Fall. In extrem seltenen Fällen können auch gutartige Tumore der Bauchspeicheldrüse (Insulinome) durch eine Überproduktion von Insulin zu Übergewicht führen. Das Insulin führt zu einem ständigen Mangel an Zucker im Blut. Dadurch werden Heisshungerattacken ausgelöst, die zu Übergewicht führen. Diabetes mellitus Typ II ist sehr häufig mit einem beträchtlichen Übergewicht verbunden.Häufiger aber sind seelische Ursachen für das Übergewicht verantwortlich. Sehr häufig sind Verlusterlebnisse in der Kindheit, das Gefühl der Ohnmacht und hilflos einer Situation ausgeliefert zu sein. Eine Scheidung der Eltern in frühen Kindheitsjahren oder gar der Tod eines Elternteils kann im späteren Leben zu Übergewicht führen.
Es gibt zwei Arten von Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus): Typ I (früher Jugenddiabetes genannt) und Typ II (früher Altersdiabetes genannt). Es geht dabei um die Verarbeitung von Zucker (Glucose) als wichtigstem Energielieferanten im Körper. Es muss im Blut immer Glucose innerhalb bestimmter Grenzen vorhanden sein. Ist zu wenig Glucose im Blut, spricht man von Unterzuckerung. Ist zu viel davon im Blut, heisst das Überzuckerung. Beides ist schlecht. Wird mit der Nahrung Zucker aufgenommen, steigt der Blutzuckerspiegel. Um den Zucker in die Zellen zu bekommen, wird das Hormon Insulin ausgeschüttet. Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse produziert. Es befördert den Zucker vom Blut in die Zellen wo er Energie für die Lebensprozesse der Zellen bereitstellt.
Bei Diabetes mellitus Typ I kann die Bauchspeicheldrüse aus verschiedenen Gründen kein Insulin produzieren. Insulin muss also regelmässig von aussen in Form von Insulinspritzen zugeführt werden. Sonst stirbt der Mensch. Menschen, die an Diabetes Typ I leiden, sind bei regelmässiger genau berechneter Insulinzufuhr meist nicht übergewichtig und stellen keinen Fall für Hypnotherapie dar.
Bei Diabetes Typ II ist genügend Insulin vorhanden. Wird über die Jahre hinweg aber übermässig viel Zucker konsumiert, verliert das Insulin zunehmend seine Fähigkeit, den Zucker in die Zellen zu transportieren. In der Fachsprache nennt man das Insulinresistenz. Die Behandlung erfolgt meist über Medikamente, nicht mit Insulin. Der überschüssige Zucker wird dann über recht komplizierte biochemische Prozesse in Fett umgewandelt. Daher sind Menschen, die unter Diabetes Typ II leiden, sehr häufig übergewichtig. Die gute Nachricht: Durch Gewichtsreduktion kann oft der erhöhte Blutzuckerspiegel wieder ausgeglichen werden. Oft können die Medikamente reduziert oder – nach Rücksprache mit dem Arzt – gar abgesetzt werden. Die Reduktion des Übergewichts, unter anderem mit Hilfe von Hypnose und einer fachgerechten Ernährungsberatung, ist bei Diabetes Typ II also sehr wichtig.
Bei der hypnotherapeutischen Behandlung von Übergewicht ist immer eine analytische Regressionshypnose erforderlich, um die unterbewussten Ursachen für das Übergewicht aufzudecken. Dabei wird der Klient im hypnotischen Zustand in frühere Zeitabschnitte seines Lebens geführt, die auslösenden Erlebnisse im Unterbewusstsein werden aufgedeckt und deren negative Energie wird aufgelöst. In Folgesitzungen kann mit wiederholten positiven Suggestionen der Effekt verstärkt werden. Dadurch ist der Klient nicht mehr den ständigen Impulsen seines Unterbewusstseins, mehr zu essen, ausgesetzt. Er kann jetzt lernen, Essen als das zu betrachten, was es ist, nämlich der Energielieferant zur Erhaltung der Lebensprozesse. Das bedeutet natürlich nicht, dass dieser Energielieferant nicht genussvoll aufgenommen werden könnte.
Beim Binge eating, zu Deutsch Fressanfälle, werden die Betroffenen von unkontrollierbaren Essanfällen heimgesucht, die sie geradezu zwingen, riesige Mengen Nahrung in einem Sitz in sich hinein zu stopfen. Im Unterschied zu anderen Essstörungen wie Bulimie oder Anorexia nervosa, werden hier die überschüssig zugeführten Kalorien nicht durch Erbrechen oder exzessiven Sport wieder ausgeglichen. Daraus entsteht naturgemäss schon nach kurzer Zeit massives Übergewicht.
Ich kann dir versichern, lieber Klient: Du bist nicht allein. Es gibt sehr viele Menschen, die dieses Leiden mit dir teilen. Ursächlich sind in den meisten Fällen traumatisierende Ereignisse in der Kindheit. Da diese Ereignisse Programme im Unterbewusstsein mit starken negativen Energien bilden, kann mit dem Willen, also mit dem Bewusstsein, die Störung auf die Dauer nicht bezwungen werden. Mit Hilfe der Hypnose können die negativen Energien neutralisiert und so der Grundstein für Abnehmen und nachhaltiges Normalgewicht gelegt werden.
Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen in renommierten Zeitschriften, welche die Wirksamkeit von Hypnose bei Übergewicht belegen. Natürlich gibt es auch Publikationen, die zu einem gegenteiligen Schluss kommen. Das ist bei jedem medizinischen Thema der Fall.
Es ist ein Merkmal wissenschaftlichen Denkens, dass nichts in Stein gemeisselt ist. Die schier unermessliche Anzahl höchst wissenschaftlicher Publikationen in renommierten Zeitschriften über ein bestimmtes Thema mit oft völlig konträren Ergebnissen und Schlussfolgerungen, spricht Bände. Bei einer im Vergleich zur Mathematik oder Physik, relativ „ungenauen“ Wissenschaft wie Biologie oder Medizin, ist dies umso stärker sichtbar. Ja nicht einmal in einer so „exakten“ Wissenschaft wie der Physik gibt es unumstössliche „Wahrheiten“. Über lange Zeit galt die Vorstellung, dass Materie aus Teilchen besteht und Teilchen, wenn auch klein, der körperliche Baustein der Materie sind. Die Quantenphysik hat uns belehrt, dass Teilchen auch Wellen sein können, ja, dass sie in Wahrheit Wellen SIND, und dass somit die Materie im Grunde genommen aus Energiefeldern, gewissermassen aus „Nichts“ besteht. Wer weiss, welche „Erkenntnisse“ in 100 Jahren, sollte die Menschheit dann noch bestehen, durch den wissenschaftlichen Blätterwald wabern.
Fazit: Die Wissenschaft hat zweifellos ihre Meriten. Diese dürfen aber nicht dazu verleiten, sich allzu „wissenschaftshörig“ von der Wissenschaft abhängig zu machen und alles zu glauben, was hier so erzählt wird.
Die grosse Zahl von nachgewiesenen Erfolgen der Hypnosetherapie bei Übergewicht lässt aber Freude aufkommen und bestätigt die zahlreichen positiven Erfahrungen, die Therapeuten und Klienten gemacht haben.
So konnte in einer kürzlich veröffentlichten Studie an 539 Klienten gezeigt werden, dass Hypnose eine wirksame Therapie bei Übergewicht darstellt. Der Erfolg stellt sich gemäss dieser Studie nur dann ein, wenn gleichzeitig eine Ernährungsberatung erfolgt und der Klient seinen Lebensstil ändert (N.A. Roslim u. Mitarbeiter. Hypnotherapy for overweight and obese patients: A narrative review. J. Integr. Med.2021, 19, 1-5).
In einer anderen Studie wurden Akupunktur, Akupressur, Diätpillen, Homöopathie und Hypnosetherapie hinsichtlich ihrer therapeutischen Wirkung verglichen. Eine Wirksamkeit konnte nur für Hypnosetherapie und Ephedra sinica nachgewiesen werden. Ephedra sinica, zu Deutsch Meerträubel, ist ein pflanzlicher Appetitzügler, der viel Ephedrin enthält. Ephedrin regt das sympathische Nervensystem stark an, wobei es zu massiven Schweissausbrüchen, Herzjagen, Schlafstörungen und anderen schweren Nebenwirkungen kommen kann. Da Hypnosetherapie nebenwirkungsfrei ist, sollte diese unbedingt bevorzugt werden ( M.H. Pitter u. E. Ernst: Complementary therapies for reducing body weight: a systematic reciew. Int. Journal Obes. 2005, 29, 1030 – 1038).
In einer weiteren Studie konnte wiederum gezeigt werden, dass von vielen komplementär-medizinischen Therapien des Übergewichts nur der Verzehr von Lebensmitteln, die Diacylglycerinöl enthalten und Hypnose das Übergewicht wirksam bekämpfen können. In dieser Studie hat sich allerdings, zum Unterschied zu anderen Studien, auch Akupunktur als wirksam erwiesen (Terrence E. Steyer, Adrienne Ables: Complementary and alternative therapies for weight loss. Prim Care 2009, 36, 395 – 406). Diacylgycerinöl ist ein Speiseöl mit zwei Fettsäuren, welches zum Unterschied von herkömmlichem Speiseöl mit drei Fettsäuren nicht in den Fettdepots abgelagert, sondern direkt in Energie umgewandelt wird. Diese Studien belegen ebenso wie viele andere die Wirksamkeit von Hypnose in der Behandlung von Übergewicht. Allerdings geht aus den meisten Studien hervor, dass -entsprechend auch meiner Erfahrung – für einen nachhaltigen Erfolg eine Umstellung des Lebensstils und eine kompetente Beratung durch eine Ernährungsberaterin für die Auswahl der Lebensmittel nötig ist. Wird ergänzend noch Wert auf regelmässige körperliche Betätigung gelegt, steht dem Erfolg nichts mehr im Wege.